50 Jahre Scherben – Mein Name ist Mensch

50 Jahre TON STEINE SCHERBEN

Wenn für irgendeine deutsche Band das Wort „Legende“ angebracht ist, dann für TON STEINE SCHERBEN. 1970 spielten sie Ihr erstes Konzert beim „Festival der Liebe“ auf Fehmarn. Kurz nach dem dritten Lied „Macht kaputt was euch kaputt macht“ stand die Bühne in Flammen. Und das tut sie im übertragenen Sinn auch heute noch, wenn Gründungsmitglied Kai Sichtermann (Bass) und Funky K. Götzner (Schlagzeug seit 1974, jetzt Cajon) zusammen mit Gymmick, dem Songpoeten aus Nürnberg (Gesang,Gitarre, Piano) die unvergesslichen Songs Rio Reisers und der SCHERBEN live zelebrieren. In diesem Jahr werden die Scherben 50 Jahre alt, die Band feiert dieses Jubil um mit einem ganz speziellen Programm. Alle Highlights seit 1970, zeitlos und frisch wie am ersten Tag, in all ihrer rauen und ungeschliffenen Schönheit. 50 Jahre Scherben, der Traum geht weiter…

Auf der Suche nach einer Band führte mich mein schicksalhafter Weg 1974 nach Berlin zum Tempelhofer Ufer 32 zur Ton Steine Scherben Kommune. Als die Scherben mich zu ihrem neuen Drummer auswählten, lernte ich sie dann richtig kennen. Ich leistete meinen Beitrag auch, indem ich die rohen bräunlichen Pappdeckel auf die ebenso rohe Kistenschrift betitelten Langspielplatten von „Warum geht es mir so dreckig“ zu einem handgefertigten Cover tackerte, um es in den eigenen unabhängigen David Volksmund Vertrieb einzubringen. Beim Anhören der LP wurde – und das ist bis heute so – »Mein Name ist Mensch« zu meinem Lieblings-Song. Ich ahnte sofort, dass ich mit meinem tiefen inneren Wunsch, die Welt zu verbessern, zu verändern, genau hier an der richtigen Adresse war. Und zwar auf dem Punkt. Nach zwei grausamen sinnlosen Weltkriegen unser Väter, war dieser Song für mich die Botschaft der Hoffnung. 

Freiheitskämpfer weltweit hatten schon gegen die brutale Diskriminierung der Schwarzen  Bevölkerung und anderer Ethnien sowie gegen den Vernichtungskrieg in Vietnam  protestiert.

Viele Musiker schlossen sich an, wie der Reggae-Musiker Jimmy Cliff mit »Vietnam«, Jimi Hendrix mit »Machine Gun« oder der Soul-Sänger Edwin Starr mit »War«: War, huh, yeah, What is it good for? Absolutely nothin. – Krieg, Wofür ist der gut? Für absolut nichts. – Stop the War! Hört auf mit dieser Unmenschlichkeit! Beendet das Töten! Schluss mit Ausbeutung und Leid! Ein aufbegehrender Kampf, besinnend zum wahren Menschsein, gegen die Mächtigen dieser Welt, gegen den Turbo-Kapitalisten und seinen Ego-Verstand, der von Gier beherrscht wird. Dieser Kampf ging einher mit einer internationalen Kultur-Revolution im Rhythmus des Rock’n’Roll, der grellen Farben der Popkultur, freier Sexualität, bewusstseinserweiternden Drogen und psychedelischen Soundorgien, um sich aus den eisernen Klammern der verpfuschten alten Weltordnung zu befreien.

Doch was soll man denken, wenn man heute das Wort Mensch hört? Fantastische Lebensformen sind im Laufe der Evolution von Millionen Jahren entstanden, darunter auch die Spezies Mensch. Diese Spezies meint im Glauben – ja im arroganten Eigenlob –  die Krönung allen Lebens zu sein, aber in Freibier Mentalität die Natur beraubt und Nichts zurück gibt. Die irrige Auslegung des Satzes aus der Bibel, der Mensch soll sich die Erde zum Untertan machen, hat im Stundenglas dieser ewig langen Zeit in nur einer Minute geschafft, Wüsten zu hinterlassen, Luft zu vergiften, Meere zu Vermüllen, Milliarden von Bäumen niederzumetzeln, unzählige Lebensarten und sogar sich selbst auszulöschen. Mit Achtung und Respekt vor der Schöpfung bekäme der Bibel-Satz eine andere Bedeutung: die Erde, die Natur, verantwortungsvoll zu bebauen und zu bewahren.

Die Uhr läuft! Der Planet brennt, Eismassen schmelzen, der Mensch zerstört Natur, frisst im Konsumrausch sein eigenes Haus, die Erde. Und ich frage mich: 

 Wer werden die Menschen sein, die diesen Planeten, die Erde retten?

                                                                                                                                                         Funky K. Götzner

 

Foto: Martin_Fürbringer

Titelfoto: Fabia Widmann

Weiter Info:  Kai & Funky von TON STEINE SCHERBEN mit Gymmick