Vater

Diese Tragikomödie verspricht einen ungewöhnlichen Theaterabend über ein Thema, das gegenwärtige Ängste anspricht und ein absolut aktueller Stoff ist – eine exzellente Studie des langsamen Entschwindens in die Welt des Vergessens
„Ich habe das Gefühl, dass ich alle meine Blätter verliere“.

„Vater“ ist ein berührendes Stück über Demenz und den Verlust der Orientierung in der Welt.

Kritiken: Main-Post / Main-Echo

André, sechzig, Witwer, Vater von zwei Töchtern, merkt, dass sich etwas verändert – er fühlt sich bedroht und verfolgt: „Irgendetwas Seltsames passiert. Als hätte ich kleine Löcher. Im Gedächtnis. Kriegt keiner mit. Winzig klein. Mit bloßem Auge nicht zu sehen. Aber ich, ich spüre es …“ Noch lebt er allein in seiner Pariser Wohnung, versucht vor Anne, seiner älteren Tochter, den Eindruck aufrechtzuerhalten, alles sei in Ordnung, wobei es ganz offensichtlich ist, dass er allein nicht mehr zurechtkommen kann. Also organisiert sie für ihn Pflegehilfen, mit denen sich aber dieser stolze und seine Würde behauptende alte Mann ständig zerstreitet: Andrés Uhr ist weg. Die Pflegekraft hat sie geklaut. André bedroht sie und wirft sie hinaus. Doch dann findet er seine Uhr wieder… Nun muss André zu seiner Tochter Anne ziehen. Er vermutet, dass dies der erste Schritt ist, ihn zu entmündigen. Hatte Anne nicht schon immer Interesse an seiner Wohnung? Was tun? Wie vorgehen?

15 raffiniert verschachtelte Szenen – ein Vexierspiel von Wahn und Wirklichkeit, in dem André, mal Maulheld, mal frech und gewitzt, staunend und bangend, auf all das ihm nun Befremdliche blickt. Ein theatralisches Spiegelkabinett, überraschend, schräg, beängstigend, aber auch komisch und schrill: ein alter Mann auf der Spurensuche nach sich selbst.

Das Besondere an „Vater“ ist die ungewöhnliche Erzählstruktur. Die Handlung wird dem Zuschauer konsequent aus der Sicht des alten Mannes präsentiert. Durch diesen Trick des französischen Erfolgsautors wird der Zuschauer emotional an die Hauptperson gebunden, erlebt mit ihr dieselben Momente des Glücks, teilt mit ihr die Momente des Ausgeliefertseins und kann wie er immer weniger unterscheiden: Was ist Realität, was Wahn oder Wunschvorstellung, was Halluzination oder fixe Idee? Das Publikum verliert die Orientierung.

Das klingt nach einem traurigen Theaterabend? Im Gegenteil! Die komödiantische Dynamik ergibt sich aus den abrupten Stimmungsschwankungen des Protagonisten und der Situationskomik. Das Thema ist zwar ernst, doch wird es ständig mit Humor aufgelockert.

 

Krankenschwester: Was haben Sie beruflich gemacht?
Vater: Tänzer!
Tochter: Papa!
Vater: Was?
Tochter: Du warst Ingenieur!
Vater: Was weißt du davon! (zur Krankenschwester) Hauptsächlich Steppen.
Krankenschwester: Na sowas!
Vater: Da staunen Sie, hm?

 

Regie: Britta Schramm
Regieassistenz/Kostüme: Ute Friedrich
Musik: Wolfgang Salomon
Bühnenbild/Licht: Sven Höhnke & Mark Schreiner
Es spielen: Annika Bentele, Andreas van den Berg, Uwe Bergfelder, Nicolas Cymara, Dagmar Schmauß und Francesca Weiß
Besonderes Dankeschön an Bernd Albrecht für die Dokuvideos.