Elling

In der Fassung von Axel Hellstenius

Ist das Leben nicht ein irres Abenteuer?

Elling (Uwe Bergfelder) und sein Freund Kjell Bjarne (Jörg Ewert) sind liebenswerte Kerle mit kleinen Macken. Sie kommen aus der Psychiatrie, einem „Erholungsheim“, wie sie es nennen, in die Stadt Oslo, um ein eigenständiges, ganz „normales“ Leben zu führen. Hierfür hat der Staat ihnen eine schöne 3-Zimmer-Stadtwohnung besorgt und den Sozialarbeiter Frank Åsli (Jörg Holländer) an die Seite gestellt.
Eine echte Herausforderung! Auf ihre eigene besondere Weise versuchen die beiden, sich in ihrem neuen Leben zurecht zu finden.
Elling, ein Muttersöhnchen, neigt zu Übertreibungen jeder Art, ist besserwisserisch, eigenwillig und sehr ängstlich. Sein bäriger Freund Kjell Bjarne verfolgt mit stoischer Hartnäckigkeit die zwei großen Interessen seines Lebens: Essen und endlich mal Sex mit einer Frau haben!
Am Weihnachtsabend finden sie im Treppenhaus die schwangere und sturzbetrunkene Reidun (Stefanie Sellge). Kjell Bjarne versucht sich fortan um Reidun zu kümmern, Elling entwickelt sich zum unkonventionellen „Untergrund-Sauerkrautpoeten“!
Nach anfänglichen Katastrophen entwickeln die beiden tatsächlich so langsam Spaß am Leben „draußen“…

„Elling“ ruft durchaus Assoziationen an „Forest Gump“, „Rain Man“ und „Einer flog über das Kuckucksnest“ wach, doch das Stück vermeidet konsequent jegliche „Betroffenheits – Pfade“ der Nervenheil-Dramaturgien. Die Art, in der Elling über die Welt philosophiert, ist von unbestechlichem Charme, hat Intelligenz, Witz und zeugt von einem scharfsichtigen Durchblick, den man diesem unheroischen Helden zunächst gar nicht zutraut. Bei allen Spleens und Sonderbarkeiten, die die beiden pflegen, bleiben die Figuren zutiefst menschlich, authentisch und liebenswert – der Zuschauer fiebert mit ihrem Schicksal mit. „Elling“ ist weder eine Kalauer-Komödie, noch eine Tragödie, sondern ein angenehm schlichter, unsentimentaler, ausgesprochen unterhaltsamer und vollkommen gegen den Strich gebürsteter Theaterabend!

Unter dem Titel „Elling“ verfilmte Petter Næss den Roman „Blutsbrüder“ (1997) des seit 1985 in Hamburg lebenden norwegischen Schriftstellers Ingvar Ambjørnsen, der selbst als Pfleger in einer psychiatrischen Anstalt gearbeitet hatte. Mehr als 800 000 von 4,2 Millionen Norwegern haben sich „Elling“ im Kino angesehen, und der Film wurde in der Kategorie „Bester ausländischer Film“ für einen „Oscar“ nominiert.

Regie: Britta Schramm
Musik: Wolfgang Salomon
Bühne/Licht: Sven Höhnke Regieassistenz: Heidi Leidner