Elling und die Begegnung der dritten Art

Im Bühnenstück Blutsbrüder, das im Jahr 2013 im Theater am Neunerplatz spielte,  waren die Freunde Elling und Kjell Bjarne mit den Alltagsproblemen in ihrer Wohngemeinschaft zunächst überfordert. Am Schluss schien für die beiden alles gut zu enden. Kjell Bjarne zog zu seiner Freundin Reidun, Elling war als Schriftsteller, als Sauerkrautpoet*, erfolgreich.

In der Fortsetzung Elling und die Begegnung der dritten Art haben sich Elling und Kjell Bjarne weiter entwickelt. Kjell Bjarne wohnt bei seiner Freundin Reidun Nordsletten, Elling lebt als Untergrundpoet allein. Doch das Leben ist nach wie vor ein Wagnis, das die beiden liebenswerten Antihelden in Gestalt zweier Frauen herausfordert.

Verzweifelt flüchtet sich Kjell Bjarne aus seinen Auseinandersetzungen mit Reidun zurück in Ellings Wohnung. Und auch für Elling ist das Leben als Außenseiter nicht leicht. Er beschließt, sich eine Frau zu suchen und  muss feststellen, dass das mit der Liebe gar nicht so einfach ist.

Elling lernt Elise kennen, die gar nicht Elise heißt, sondern Lone und in einer Würstchenbude arbeitet. Die Bekanntschaft mit Lone wird für Elling zur Bewährungsprobe, zum Kampf gegen die übermächtige, verstorbene Mutter, mit der er bis zu ihrem Tod zusammen lebte. Seine aufkeimende Romanze mit der Würstchenverkäuferin katapultiert ihn in ganz andere Welten. Lone glaubt an die Existenz von Ufos! Elling gefällt das, weil ihm Lone gefällt  und Lone gefällt Elling, weil er ihr viele abenteuerliche Lügengeschichten über Ufos erzählen kann. Für Lone steht fest:  Ellings Macken sind Überbleibsel von verstörenden Vorkommnissen mit Aliens! Elling erzählte ihr doch, dass er von Außerirdischen entführt wurde…

Es wartet auf Sie mit Elling und die Begegnung der dritten Art ein ausgesprochen unterhaltsamer und vollkommen gegen den Strich gebürsteter Theaterabend!

Unbedingt hingehen!

* Elling schrieb seine eigenen Gedichte auf Zettel, die er dann in Sauerkrautpackungen steckte und heimlich im Supermarkt ins Regal stellte, unterschrieben mit dem anonymen Buchstaben „E“. Über den „Sauerkrautpoeten“ erschien sogar ein Artikel in der Zeitung.

Das tragikomische Schauspiel von Axel Hellstenius steht seinem Vorgänger Blutsbrüder an Qualität und Tiefenschärfe in nichts nach. Mit geradezu komödiantischer Leichtigkeit zeigt das anrührende Stück seine Helden auf dem schmalen Grad zwischen Normalität (was ist das eigentlich?) und Wahnsinn. Natürlich nicht ohne jenen schrägen Humor, den wir an Ingvar Ambjørnsens Stücken so lieben.

Elling ruft durchaus Assoziationen an Forest Gump, Rain Man und Einer flog über das Kuckucksnest wach, doch das Stück vermeidet konsequent jegliche „Betroffenheits – Pfade“ der Nervenheil-Dramaturgien. Die Art, in der Elling über die Welt philosophiert, ist von unbestechlichem Charme, hat Intelligenz, Witz und zeugt von einem scharfsichtigen Durchblick, den man diesem unheroischen Helden zunächst gar nicht zutraut. Bei allen Spleens und Sonderbarkeiten, die Kjell Bjarne und Elling pflegen, bleiben die Figuren zutiefst menschlich, authentisch und liebenswert – der Zuschauer fiebert mit ihrem Schicksal mit.

Unter dem Titel Elling verfilmte Petter Næss 2001 den Roman Blutsbrüder des seit 1985 in Hamburg lebenden norwegischen Schriftstellers Ingvar Ambjørnsen, der selbst als Pfleger in einer psychiatrischen Anstalt gearbeitet hatte. Mehr als 800 000 von 4,2 Millionen Norwegern haben sich Elling im Kino angesehen, und der Film wurde in der Kategorie Bester ausländischer Film für einen Oscar nominiert.

 

Es spielen:

Uwe Bergfelder                   Elling

Andreas van den Berg        Kjell Bjarne

Daniela Wenzel                     Reidun Nordsletten, Tante Elise, Kellnerin

Dagmar Holländer              Lone

Jörg Holländer                       Frank Åsli (Sozialarbeiter), Barmann aus dem Off, Sicherheitswachmann

 

Regie: Britta Schramm

Regieassistenz: Talia Klenk

Musik: Wolfgang Salomon/Lars Hollmer

Bühne/Licht: Sven Höhnke

Kostüm/Maske: Ute Friedrich

Artworks: Blauberg GmbH

 

Buch: Axel Hellstenius

Vorlage: Ingvar Ambjørnsen

Bearbeitung: Michael Bogdanov

Verlag: Hartmann und Staufacher